Über Flensburg nach Sylt

Flugtour vom 2. bis 5. Juni 2006

Pünktlich um 7:30 Uhr treffen sich morgens zwölf Piloten der UL-Fluggruppe „Nordeifel“ e. V., um ihr gemeinsames Ziel „FLENSBURG“ in Angriff zu nehmen. Die Maschinen sind schon tags zuvor startklar gemacht worden. Alle Tanks sind voll, die Scheiben frisch geputzt und die Motoren gecheckt. Unsere erstes Etappenziel ist der Flugplatz in Damme – nördlich von Osnabrück.
Erst einmal wird beim „Wettermann“ in Düsseldorf das Wetter eingeholt. Auf dem ersten Leg soll das Wetter noch nicht so gut sein. Der Bodennebel hat sich noch nicht aufgelöst und wabert über dem Bergischen Land. Aber es soll fliegbar sein. Unser „Bürgermeister“ ist der Einzige, der es vorzieht, seinen Flieger im Hangar zu lassen. Mit leichter Verspätung starten die Anderen und machen sich auf den Weg – sechs Flugzeuge mit ihren zwölf kühnen Piloten.
Wir haben Glück, genau auf unserem geplanten Kurs ist das Wetter in Ordnung und wir kommen ohne Umwege gut voran. Nach und nach trudeln alle Maschinen in Damme ein. Jetzt heißt es, sich erst einmal zu stärken. Bereits im Vorfeld hatte ich schon ein ausgiebiges Frühstücksbuffet bestellt – und beim Betreten der Fliegergaststätte weht uns schon der frische Kaffeeduft um die Nase. Das Angebot ist reichhaltig und alle lassen es sich schmecken.
Nach gut einer Stunde heißt es dann wieder: Maschinen startklar machen und weiter gen Norden. Einige nutzen noch die Möglichkeit, Ihre Maschinen nachzutanken – und dann geht’s weiter Richtung Flensburg. Das Wetter bessert sich zusehends, und wir entschließen uns, durch eine Wolkenlücke über die Wolkendecke zu steigen. Wir überfliegen die Elbemündung, über uns der blaue Himmel, unter uns weiße Wölkchen. Kurz vor Flensburg wird das Wetter wieder etwas schlechter und wir gleiten wieder unter die Wolkendecke und erreichen kurze Zeit später unser Ziel Flensburg.
Alle kommen gut an und befestigen Ihre Flugzeuge mit Erdhaken im Boden – im Norden weht ja oft eine steife Brise. Der Flugleiter im Turm hat uns schon erwartet und übergibt uns erst einmal unsere Zimmerschlüssel. Wir treffen es gut an. Das Fliegerheim liegt direkt auf dem Flugplatzgelände und wir müssen unser Gepäck nicht weit schleppen. Die im Vorfeld georderten Fahrräder sind leider nicht da. Man hat beim Fahrradhändler über Nacht eingebrochen und alle Räder geklaut. Egal, nehmen wir halt das Taxi nach Flensburg. Zuerst treffen wir uns aber bei Ina in der Fliegerkneipe von Flensburg. Sie weiß, wie man bei Piloten den Umsatz ankurbelt. Dann geht’s ab in die Innenstadt. Wir besichtigen den alten historischen Hafen von Flensburg und lassen den Tag in einem alten Fischrestaurant ausklingen. Dann noch einen kurzen Überblick über Deutschlands nördlichste Stadt verschaffen – und ab in die Betten. Einige von uns verschaffen sich noch bei Ina die nötige Bettschwere.
Am nächsten Morgen frühstücken wir ausgiebig und gut bei Ina und fahren in die Fußgängerzone von Flensburg. Das Wetter ist nicht sonderlich gut, und wir entschließen uns statt einer Flugtour zu einer Schiffstour nach Glücksburg. Nach einer gut einstündigen Fahrt über den Meerbusen, wandern wir vom Schiffsanleger zum Schloss. Kultur steht auf dem Programm. Arnold ist ganz fasziniert von der Waffensammlung im Schloss. Andere finden die Folterkammern im Keller beeindruckender. Das wäre der richtige Ort für Vereinsmitglieder, die ihren Flugleiterdienst vergessen!
Am Abend geht’s dann in ein tolles Brauhaus – und es gibt deftige Kost und leckeres Bier. So neigt sich auch der zweite Tag dem Ende zu.
Am Pfingstsonntag weckt uns die Sonne. Wir entschließen uns direkt nach dem Frühstück zu einer Flugtour nach Sylt. Schnell sind die Maschinen startklar. Das Anflugverfahren nach Sylt wird im Vorfeld besprochen. Immerhin ist Sylt ein kontrollierter Verkehrsflughafen mit Kontrollzone und Pflichtmeldepunkten – für einige noch Neuland. Da kann man den Funkunterricht von Tom – der im Vorfeld zur Tour abgehalten wurde – gut gebrauchen. Der erste Pflichtmeldepunkt von Sylt befindet sich genau am Beginn des Hindenburgdammes. Alles klappt prima – man sollte beim Einflug nur den Hindenburgdamm links liegen lassen, sonst ist man genau im Gegenkurs. Der Turm meldet 50 km/h Gegenwind auf der Bahn. Der Endanflug dauert so etwas länger und die Geschwindigkeit über Grund gibt einem ein komisches Bauchgefühl. Um nicht endlos auf der langen Bahn rollen zu müssen, entschließen wir uns, die Bahn bis zum Rollweg in geringer Höhe fliegend hinter uns zu bringen. Eine gute Entscheidung. Kaum sind wir von der Bahn, meldet der Tower Lufthansa-Maschine im Anflug auf Sylt. Sofort müssen alle anderen Kollegen ihren Anflug abbrechen und ins Holding gehen. Wann hat man das schon einmal. Nachdem die LH gelandet ist, dürfen die Anderen nun auch endlich landen. Speziell das Abrollen der Spornradflieger ist bei diesem Wind kein Zuckerschlecken. Von der Parkposition geht es dann mit Golf-Elektroautos zur Abfertigungshalle. Wir bestellen ein Großraumtaxi und fahren nach Westerland. Dort angekommen, weht uns eine so steife Brise ins Gesicht, dass wir uns nicht vorstellen können, bei so einem Wind gerade alle sicher auf Sylt gelandet zu sein. Wir schlendern zum „Gosch“ und essen ein paar Krabbenbrötchen. – Einfach lecker. Dann einmal am Strand entlang und weiter geht es mit dem Taxi nach Kampen – zu den Reichen und Schönen. Einmal zur Kupferkanne auf der Wattseite und dann zum Goigärtchen. Nirgends sieht man mehr Luxusschlitten auf so engem Raum. Ein Eldorado für Schönheitschirurgen und die Silikonindustrie. Für 30.000 Euro wird uns ein Lederkoffer angeboten – würde sich gut auf dem Roadster von Werner oder Jens-Peter machen. Aber sie überlegen es sich dann doch anders. Nach ein paar Kaltgetränken heißt es Abmarsch zum Flughafen.
Die Rollwege zur Bahn sind unendlich lang – und es passiert, was passieren musste. Die Felgen unserer CT geben Ihren Geist auf – Felgenbruch. Unsere Fliegerkollegen hinter uns werden über andere Rollwege umgeleitet und können ungehindert ihren Rückflug nach Flensburg antreten. Bü und ich sind erst einmal gegroundet. Wir werden an den Abschlepphaken eines gelb-schwarzen Follow-me gehängt und im Schneckentempo (ca. 30 Minuten) geht es zurück zur Parkposition. Was machen wir jetzt? Zum Glück gibt es ja hilfsbereite Fliegerkollegen an unserem Heimatplatz in Weilerswist. Die wollen uns am nächsten Tag in aller Frühe eine Ersatzfelge nach Sylt bringen. Jetzt heißt es ein Zimmer auf Sylt bekommen. Nach langer Suche bekommen wir das wohl letzte und einzige bezahlbare Doppelzimmer von Wenningstedt. Am Abend gehen wir zum „Gosch“ auf der Steilküste von Wenningstedt – das entschädigt für einiges.
Am nächsten Morgen landen Rainer und Tom mit unsere Ersatzfelge. Super Service! Sie frühstücken kurz – und machen sich direkt an den Rückflug.
Wir müssen jetzt erst einmal die Ersatzfelge montieren. Das gelingt uns erstaunlich gut. Immerhin hat Bü auch schon viel Erfahrung im Dengeln von Bremsscheiben. Danach auf nach Flensburg – wir müssen unser Gepäck noch abholen. Unsere Fliegerkollegen haben sich schon vor einer Stunde auf den Heimflug gemacht. Über der Elbmündung haben wir schon Funkkontakt zu unseren Fliegerkollegen. Nach kurzer Zwischenlandung in Damme landen wir zu gleicher Zeit wie die Anderen in Weilerswist.
Trotz Felgenbruch war das wieder eine gelungene, ereignisreiche Flugtour 2006.
Im nächsten Jahr plane ich eine Tour an den Lago Maggiore. Ascona ist das Ziel meiner Begierde. Immerhin ist seit diesem Jahr die Schweiz für uns geöffnet. So lernen wir auch mal einen Flugplan aufzugeben. – Es gibt immer noch neue Herausforderungen in unserm Fliegerleben. Also bis zur nächsten Flugtour 2007.

Euer Sebastian